GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Voyeurs · Nominativ Plural: Voyeure
Aussprache [vo̯aˈjøːɐ̯]
WorttrennungVo-yeur
Wortbildung mit ›Voyeur‹ als Erstglied: Voyeurismus · Voyeurist
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutung
jmd., der durch (heimliches) Zuschauen bei sexuellen Handlungen anderer Lust empfindet
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein sad*stischer, heimlicher, männlicher Voyeur
in Koordination: Voyeure und Exhibitionisten
als Genitivattribut: der Blick des Voyeurs
Beispiele:
Das Ende 2017 im Netz veröffentlichte [Musikvideo] »Vai Malandra« hat aus einem brasilianischen Superstar [der Sängerin Anitta] praktisch über Nacht ein internationales Phänomen gemacht. […] Es liegt natürlich auch an der Bildsprache des amerikanischen Hipster‑p*rn‑Fotografen Terry Richardson, der dieses Video gedreht hat. Voyeure und Sittenwächter kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten. [Süddeutsche Zeitung, 26.03.2018]
Viele suchen […] in [Salvador] Dalís Bildern, seinen Schriften, seinen Filmen nach Beweisen für seine Vorlieben. Er war schwul! Er war impotent! Er war ein Voyeur! Er berührte Frauen nur mit dem Pinsel! In einem passen all die Vermutungen, die nun zu lesen sind, zusammen: Niemand kann sich vorstellen, Dalí habe ein normales, langweiliges Sexleben gehabt. [Die Zeit, 28.09.2017]
»Die Schaffung eines Bereichs im Bois de Vincennes, in dem FKK erlaubt ist, ist Teil unserer weltoffenen Version für die Nutzung öffentlicher Bereiche« sagte […] eine Verantwortliche für die städtischen Parks in Paris. Schilder sollen auf die nackten Parkbesucher hinweisen. Voyeure werden allerdings im Nudisten‑Bereich nicht geduldet, hieß es von offizieller Seite. [Der Spiegel, 31.08.2017 (online)]
Es ist der Beginn einer Recherche, die viele Monate dauern wird. Sie führt mich in die Welt von Voyeuren, die ihre Fantasien im Internet ausleben. Nicht nur auf der Straße filmen sie Frauen, sondern auch in Toiletten und Umkleidekabinen – unbemerkt, um die Filme dann online zu stellen. [Zeit Magazin, 17.08.2017]
Ein anderes Vorurteil besagt, dass sich im Netz Menschen mit speziellen sexuellen Vorlieben besonders häufig exponieren: Fetisch‑, Sado‑ oder Maso‑Freunde, Exhibitionisten oder Voyeure beispielsweise. Diese Auffassung ließ sich in der Stichprobe nicht bestätigen. [C’t, 2000, Nr. 16]
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häufig allgemeiner jmd., der jmdn., etw. heimlich, unverhohlen oder auch zufällig beobachtet; Gaffer, SchaulustigerDWDS
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein unfreiwilliger Voyeur
mit Präpositionalgruppe/-objekt: der Voyeur in uns
Beispiele:
Es [das Fernsehen] müsste in peinlichen Situationen nicht mit der Kamera draufhalten wie ein neugieriger Paparazzo. Das tut es aber, und deshalb bleibt bei [der Kuppelshow] »Bauer sucht Frau« auch im 15. Jahr seines Bestehens eine Sendung, in der der Zynismus über das Mitleid siegt. Der Zuschauer wird wie in jeder erfolgreichen Fernsehshow zum Voyeur, den die Privatheiten der anderen, die so sind wie er oder idealerweise ein bisschen dümmer, aufs Beste unterhalten. [Die Welt, 29.11.2019]
Ein 17‑Jähriger kletterte auf ein Schuppendach in Bad Vilbel (Hessen), um von da aus in ein Wohnhaus zu schauen. Doch sein Plan ging in die Hose: Das Plexiglas unter ihm gab nach, er fiel in die Tiefe und verletzte sich leicht. Ein Nachbar hielt den Voyeur fest, bis die Polizei eintraf. [Bild, 11.11.2017]
Erst 57 Opfer sind identifiziert. […] Die Betroffenen fühlen sich verraten, verkauft, vergessen. Rund um die Ruine haben sie Plakate aufgehängt, die Voyeure abschrecken sollen, sie wollen nicht angesprochen, ausgefragt werden. »Denken Sie daran, dass wir einen unerträglichen Verlust erlitten haben«, steht darauf, außerdem: Fotografieren verboten. [Süddeutsche Zeitung, 12.09.2017]
Voyeure sind abgestumpft. Sie empfinden nichts außer einer diffusen Lust am Leid der anderen. Viele Menschen jedoch, die von einem Terroranschlag erfahren, sind wirklich entsetzt, wirklich verunsichert, wirklich wütend. Indem sie den Fernseher anschalten oder den Laptop aufklappen, versuchen sie den Schrecken greifbar, verstehbar, kontrollierbar zu machen. [Die Zeit, 01.09.2017]
Improvisiertes Duett aus Reggae in der zweiten und Brahms in der vierten Etage. Der Frauenheld aus dem Vorderhaus entkleidet seine Beute, beim Geschirrspülen werde ich unfreiwillig zum akustischen Voyeur eines ausgedehnten Vorspiels. [Der Tagesspiegel, 26.07.2003]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Voyeur · Voyeurist · Voyeurismus
Voyeur m. ‘wer bei heimlicher Beobachtung sexueller Handlungen anderer Lust empfindet, Spanner’, auch ‘aufdringlicher Zuschauer, Gaffer’, Übernahme von frz. voyeur, eigentlich ‘Zuschauer’, zu frz. voir ‘sehen’, aus lat. vidēre. In der Wissenschaftssprache auch Voyeurist m. gebildet zu Voyeurismus m.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Spanner · Voyeur ● Spechtlerugs., österr.
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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DWDS-Wortprofil
Typische Verbindungen zu ›Voyeur‹ (berechnet)
DWDS-Wortprofil
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Voyeur‹.
AugeBlickExhibitionistMannPerspektivePositionRolleZuschauerakustischbedienenbeobachtenbetätigenfühlenklugkommenlockenmachenprofessionellschauenspirituellsteckentouristischunfreiwilligästhetisch
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